1.2. Definition von Semasiologie und Onomasiologie

1.2. Definition von Semasiologie und Onomasiologie

Unter Semasiologie und Onomasiologie versteht man jeweils eine bestimmte Forschungsrichtung der Semantik, also der Teildisziplin der Linguistik, die sich speziell mit der Bedeutungsanalyse und -beschreibung von sprachlichen Zeichen beschäftigt. Da beide semantischen Ansätze in der Regel auf der Wortebene untersucht wurden, spielen sie vor allem in der Lexikologie (Wortkunde, Wortschatzuntersuchung) und Lexikographie (Anfertigung von Wörterbüchern) eine wichtige Rolle.

Auf der Basis des bilateralen Zeichenmodells nach de Saussure geht die Semasiologie von einem Ausdruck bzw. der Ausdrucksseite eines sprachlichen Zeichens aus und erforscht dessen Bedeutung, d.h. dessen Inhaltsseite. Häufig hat dabei ein Ausdruck zwei oder mehrere nicht unbedingt zusammenhängende Bedeutungen; man spricht in diesem Fall von Polysemie oder Homonymie (Formen der Mehrdeutigkeit). So kann z. B. mit dem Ausdruck "Bank" je nach Kontext und Situation die Bedeutung ‚Sitzgelegenheit' oder ‚Geldinstitut' verbunden werden. Die semasiologische Vorgehensweise findet sich in der Regel in den bekannten Bedeutungswörterbüchern zum deutschen Wortschatz (wie z.B. Duden - Großes Wörterbuch, Brockhaus-Wahrig, Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache oder aber auch das Deutsche Wörterbuch der Brüder Grimm) in denen jedes Lemma (Eintrag bzw. Stichwort in einem Wörterbuch) semasiologisch analysiert wird.

Zur Semasiologie: Verweis auf Beispielartikel im Grimm: Baum

Umgekehrt geht die Onomasiologie von einem Begriff oder einer Vorstellung der realen Welt aus und fragt nach dessen oder deren unterschiedlichen sprachlichen Realisierungs-möglichkeiten. Einem bestimmten Inhalt können also unterschiedliche sprachliche Ausdrücke zugeordnet werden. So kann z.B. der Begriff ‚Kopf' als "Rübe", "Dach", "Birne", "Schädel", "Haupt", "Kopf" (Normalbezeichnung) usw. bezeichnet werden. Durch die onomasiologische Fragestellung erhält man also eine Reihe von Synonymen bzw. Teilsynonymen, also bedeutungsgleichen bzw. zumindest -ähnlichen Ausdrücken, die auf einen gleichen Inhalt verweisen.

Aber trotz dieser scheinbaren Äquivalenz (Bedeutungsgleichheit) unterscheiden sich die Ausdrücke in bestimmten Aspekten voneinander und werden je nach Situation und Kontext unterschiedlichverwendet; können also nicht beliebig ausgetauscht werden. So kann man z.B. in medizinischen Texten kaum von "Birne" sprechen, während der Ausdruck "Haupt" in alltäglichen Gesprächen eher ungewöhnlich sein dürfte. Auf der Denotationsebene, d.h. der Ebene des Wortbedeutungskerns, handelt es sich zwar um äquivalente Ausdrücke, auf der Konnotationsebene, der Ebene der sozialen, individuellen, emotionalen u.ä. Mitbedeutungen, gibt es jedoch erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Bezeichnungen. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Ausdrücken lassen sich allerdings mit Hilfe semantischer Unterscheidungsmerkmale (Seme) aufzeigen. So kann der Unterschied zwischen "Birne" und "Kopf" u.a. folgendermaßen dargestellt werden: [± standardsprachlich], [± umgangssprachlich].

Bei der Gesamtheit der unterschiedlichen Ausdrücke für einen inhaltlichen Bereich, die durch eine onomasiologische Fragestellung gesammelt werden, spricht man auch von einem Wortfeld (Bedeutungsfeld oder lexikalischem Feld). Eine Sammlung von verschiedenen Wortfeldern findet man u.a. in Synonymenwörterbüchern.